„Handeln ist heilender als Reden“

lebendiges und nachhaltiges Lernen im Kommunikationsunterricht

Inspiriert von der Überzeugung Jacob L. Morenos, des Begründers des Psychodramas, Handeln sei wirkungsvoller als Reden, fragten wir – zwei Lehrerinnen an der Staatlichen Feintechnikschule mit Technischem Gymnasium in Schwenningen – uns, wie auch im schulischen Kontext das Lernen leichter, lustvoller und nachhaltiger werden kann.

Wir unterrichten unter anderem das Fach „Betriebliche Kommunikation“. Nach unserer dreistufigen METALOG® Ausbildung zu EOL-Trainerinnen begannen wir, die dort gewonnen Kenntnisse und Fertigkeiten auch in unseren Lerngruppen anzuwenden. So gelingt es uns heute, die im Unterricht zu vermittelnden Inhalte maßzuschneidern und für alle Schüler*innen einen unvergleichlichen Lern- und Erfahrungsraum zu schaffen.

Das hochwirksame Methoden-Repertoire des Erfahrungsorientierten Lernens orientiert sich an erfahrungsbasierten, neurowissenschaftlichen, motivorientierten und ganzheitlich-systemischen Ansätzen sowie agilen Prozessen. Mithilfe der METALOG® training tools und einer präzisen Auswertung des Übungsgeschehens werden die Lerninhalte und die Theorie der betrieblichen Kommunikation auf eine mit allen Sinnen erlebbare Ebene gehoben: Die Lernenden sehen, hören und fühlen, während sie miteinander in Aktion sind. So lernen sie nachhaltig, individuell und mit Freude.

Die Schülerinnen und Schüler reflektieren – angeleitet durch uns – ihr Handeln und Verhalten während der Übung und leiten daraus Inhalte und neue Lösungsansätze für ihren Alltag ab. Auf diese Weise können sie ihre individuellen Einstellungen und Verhaltensweisen verändern. Neben der Verankerung von im Unterricht zu vermittelnden Kommunikationstheorien und -inhalten fördert diese Art des Lernens auch die Entwicklung wichtiger Softskills wie beispielsweise die Fähigkeiten zu Kommunikation, Kooperation und Reflexion.

Dass die Schüler*innen mithilfe verschiedener Tools geistig, körperlich und emotional beteiligt sind, verleiht dem Unterricht eine neue Qualität. Zunächst mag diese analoge Methode im Zeitalter des digitalen Lernens altmodisch erscheinen, jedoch nur so lange, bis man es selbst erlebt hat.

Obwohl die Schüler*innen durchaus über ein hohes Selbstwertgefühl verfügen, fehlen ihnen oft hilfreiche Strategien, wie sie optimal handeln, um selbstwirksam werden zu können. Häufig erleben wir, dass sich Schüler*innen schwer damit tun, ihre eigenen Lernprozesse zu reflektieren. Ein Beispiel: Ein Schüler soll eine Mathe-Aufgabe lösen, kommt aber an einem bestimmten Punkt nicht mehr weiter. Er gibt auf, statt zu überlegen, wie er das Problem jetzt lösen könnte. Ein anderer Schüler, der von seiner Selbstwirksamkeit überzeugt ist, weiß genau, wo und wie er sich Hilfe holen, kann, um anschließend wieder selbstständig weiterrechnen zu können.

 

 

Solche Strategien lernen und erfahren Schüler*innen im EOL-gestützten Unterricht: Sie lernen selbstwirksam zu handeln, gerade dann, wenn Aufgaben oder Herausforderungen nicht schnell und einfach zu bewältigen sind. Einer unserer Schüler des Technischen Gymnasiums fasste seine Erfahrung so zusammen: „Mir war nicht klar, was mir der Nachmittag bringen soll – aber jetzt habe ich wirklich ganz viel mitgenommen ... Und es hat Spaß gemacht!“ So entsteht für unsere Schüler*innen ein enormer Aha-Effekt, sie können ihr eigenes Handeln erproben, reflektieren und neue Handlungsstrategien einüben. Außerdem lernen sie, wie wichtig es ist, den eigenen Lernprozess zu reflektieren. Fehler werden als Chance erkannt, sich selbst und das eigene Handeln weiterzuentwickeln. Diese Fähigkeiten sind in jedem Fach wichtig, mehr noch: im Leben überhaupt!

Von den Schüler*innen wird in besonderer Weise Teamwork gefordert, wenn sie in kleinen Teams in einer bestimmten Zeit ein technisches Produkt (zum Beispiel eine Roboter-Greifhand) entwickeln und präsentieren müssen. Teamwork ist hier nicht nur zwischen den Schüler‘*innen unabdingbar, sondern auch zwischen den Teams und den Ansprechpartner*innen der Firma, für die die Schüler*innen arbeiten. In einem dieser Teambuildings haben wir das METALOG® Tool Pipeline eingesetzt. Die Schüler*innen erlebten, wie wichtig es ist, Ideen präzise miteinander abzusprechen, auch mal eigene Standpunkte loszulassen, wenn andere eine besser Idee haben, sich einen Plan mit Meilenstein-Zielen für das Projekt zu machen oder auch wie entscheidend für den Erfolg gute Kommunikation gerade an Schnittstellen ist. Besonders die motivierende Wirkung, die durch das Erreichen von kleinen Teilerfolgen ausgelöst wurde, war für die Teilnehmer*innen eine unerwartete Erfahrung: Es lohnt sich auch kleine Erfolge, wie gute Zwischenergebnisse, zu feiern.

Die EmotionCards hingegen bieten den Schüler*innen tolle Ansatzpunkte, ein geeignetes Arbeitsmotto zu finden. Wenn aus den Bildkarten und einem pfiffigen Motto ein schönes Plakat entsteht, dann haben die Teams große Freude daran, sich mit diesem Plakat fotografieren zu lassen. Die Fotos können im Klassenzimmer aufgehängt werden und stehen als Anker für Erlebtes, für Vereinbarungen und für gemeinsam gesteckte Ziele und helfen, dass immer wieder am Entwicklungsprozess gearbeitet wird.

Hier einige Reflexionen von Schüler*innen zur Auseinandersetzung mit verschiedenen Fähigkeiten oder Schwierigkeiten mithilfe der Tools:

Ramona Schneckenburger (Technikerschülerin, 2. Jahr) resümierte die Übung mit dem DominoEffect für sich selbst so: „Ich habe über mich selbst gelernt, dass ich ein sehr strukturierter Mensch bin, der klare Ziele braucht. Meine Motivation bei dem Experiment stieg erst, als ich wusste, was ich zu tun habe … Ich werde es in Zukunft als Aufgabe sehen, Ziele für mich und meine Mitarbeiter immer klar zu definieren.“

Theo Assfalg (Technikerschüler, 2. Jahr) stellt nach einer Gruppenaktion mit dem Tower of Power fest: „Ich habe gelernt, dass man eigene Fehler, über die man sich sehr ärgert, anders betrachten sollte. Denn wie immer wieder deutlich wurde, hatten selbst Fehler, die im ersten Moment als ‚unausbügelbar‘ erschienen, meist eine positive Folge … Ich werde eigene Fehler in Zukunft nicht mehr bewerten und verdrängen, sondern verwerten und als Erfahrung und Ansporn für die nächste Aufgabe nehmen.“

 

 

Andreas Heinzelmann (Technikerschüler, 2. Jahr) folgerte nach einer teambildenden Übung mit dem Team2: „Um das gewünschte Ziel zu erreichen, müssen auch teilweise Regeln gebrochen werden, die von Außenstehenden aufgestellt wurden – welche jedoch das notwendige Fachwissen nicht besitzen. Wertschätzung und Lob beeinflussen die Mitglieder positiv und animieren dazu, sich in die Tätigkeiten zu integrieren, um das Ergebnis zu erreichen.“

 

Jan-Kevin Sieber (Technikerschüler, 2. Jahr) fasste nach einer Interaktion mit dem Team2 in seiner Klasse sein Erkenntnisse folgendermaßen zusammen: „Gegenseitige Unterstützung ist wichtig. Dabei muss manchmal das Ziel der Gruppe über das persönliche Interesse gestellt werden. Das heißt, man muss – falls nötig – seine eigene Ausarbeitung aufgeben, um den Teampartnern auf diese Weise neue Möglichkeiten zu geben, ans Ziel zu gelangen. Man sollte auch immer den Blick für die Gruppe behalten und nicht nur an sich denken.“

 

Michael Huber (Technikerschüler, 2. Jahr) überlegte ebenfalls nach einer Team2-Übung: „Die Gruppe kommt auf eine Idee, an die man selbst im ersten Moment gar nicht gedacht hat. Dies öffnet wiederum neue Möglichkeiten, die Aufgabe aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.


Seit November 2019 geben Annette Beha und Anja Blattert ihre Begeisterung für das Erfahrungsorientierte Lernen (EOL) auch an interessierte Kolleginnen und Kollegen an der eigenen Schule und in der Region weiter – immer mit dem Ziel, lebendige und nachhaltige Lernerlebnisse zu schaffen. Anfragen gerne jederzeit unter:
metalog-training@feintechnikschule.de

Website: feintechnikschule.de